Schiebeschlitten für die Tischkreissäge

Endlich habe ich eine Tischkreissäge und das erste was ich unbedingt dafür bauen musste, was ein Schiebeschlitten. Geworden ist es eine Scheppach HS105. Der folgende Artikel ist allerdings auf alle anderen Modelle ebenfalls anwendbar, sofern diese über 2 Führungsschienen verfügen. Noch kurz erklärt, warum die Scheppach HS105? Ausschlaggebend waren folgende Argumente:

  • Der preisliche Rahmen hat zu meinem Budget gepasst
  • Die Schnitthöhe beträgt 8cm. Das war für den Preisrahmen am Markt das Maximum. Da ich keine Bandsäge habe, war mir eine möglichst hohe Schnitthöhe zum Aufsägen sehr wichtig.
  • Mit 2000W hatte die HS105 am meisten Leistung
  • Der ausziehbare Tisch ist super zum Einbau einer Oberfräse geeignet
  • Über die HS105 gibt es schon einige Erfahrungsberichte und wußte daher schon im voraus über die Macken der Maschine Bescheid.

Sicher gibt es schon tausende Anleitungen, wie ein Schiebeschlitten zu bauen ist, aber mein Blog soll ja vollständig sein, deswegen hier halt auch. Und wie immer hoffe ich den einen oder anderen Tipp geben zu können, der vielleicht bei einem Video gerne mal untergeht.

Ich nutze den Schiebeschlitten jetzt 3 Monate und habe schon die eine oder andere kleine Änderung in der Zeit vorgenommen. Genauso sind mir einige kleinere Fehler unterlaufen die ich im Verlauf des Artikels genau beschreiben werde. Es macht also auf jeden Fall Sinn, den Artikel komplett durchzulesen, bevor Ihr loslegt.

Wofür einen Schiebeschlitten

Der Schiebeschlitten einer Tischkreissäge wird exakt im 90° Winkel zum Sägeblatt geführt und ermöglicht demzufolge exakte 90° Schnitte durch das Werkstück.

  • Das Werkstück kann nicht mehr verkanten
  • Der Schiebeschlitten kann mit Anschlägen ausgestattet werden und ermöglicht wiederholgenaue Schnitte
  • Dadurch dass der Schlitten und nicht das Werkstück bewegt wird, bleiben die Hände weit weg vom Sägeblatt.
  • Eine Plexiglasscheibe schützt die Augen vor herumfliegender Sägespäne.

Die Zwangsführung

Die Führung des Schlitten beruht auf zwei 20mm breiten und 10mm dicken Buchenholzleisten aus dem Baumarkt. Die Nuten in der HS105 haben eine Breite von knapp 20mm. Ich habe die 1m lange Buchenleiste einmal halbiert und mit einem Handhobel etwas dünner gemacht, bis diese passten. Gleich vorweg: “Das war schei….”.

Erster Versuch der Führungsschienen (fail – nicht nachmachen)

Hier war nämlich mein erster Fehler: Ich habe im ersten Versuch einfach nur versucht die Leisten dünner zu hobeln und irgendwie genau passend in die Nuten zu bringen. Das perfekt hinzubekommen ist (zumindestens mir) nahezu unmöglich. Es ist aber definitiv der allerwichtigste Punkt, dass der Schiebeschlitten absolut spielfrei und ohne zu verkanten auf der Tischkreissäge läuft, ansonsten erhaltet Ihr niemals ein sauberes Schnittergebnis.

Zweiter Versuch der justierung der Schienen

Also war ein weiterer Gang in den Baumarkt fällig und eine neue Leiste besorgen. Hierbei gibt es auch eins zu beachten: Die Leisten sind nicht immer perfekt grade. Legt die im Baumarkt auf den Boden und schaut ob die irgendwo kippeln (oder borgt euch aus dem Nachbarregal eine Wasserwaage). Wieder zu Hause, definiert Ihr nun eine Seite der Leisten als Außenseite und auschliesslich auf der Innenseite der Leisten wird nun Material abgenommen (wenn nötig). Damit gewährleistet Ihr, dass die Leisten auf der Außenseite immer perfekt grade bleiben. Dann legt Ihr die Leisten in die Nuten der Tischkreissäge und fixiert die Leisten auf der Innenseite der Nuten mit Papier, um die Leisten für den Schiebeschlitten perfekt zu positioniert. Unter die Leisten könnt Ihr auch noch ein paar Unterlegscheiben positionieren, damit die Leisten nicht komplett unten aufliegen und sich ggf. verklemmen.

Eingepasste Leisten

Nun wird Leim auf die Leisten aufgetragen und eine Platte aufgelegt. Dies wird dann mit Gewichten beschwert.

Verleimen der Grundplatte

Die Größe der Platte habe ich so berechnet, dass neben die Platte noch Platz ist, den Seitenanschlag zu montieren, vorne und hinten sollte der Schiebeschlitten die mit dem Tisch der Tischkreissäge abschließen. Ich habe eine 9mm starke Siebdruckplatte gewählt. Siebdruck wäre nicht unbedingt nötig, aber die hatte ich noch in meinem Fundus. Zudem habe ich die Platte so dünn wie möglich gewählt, um möglichst wenig Schnitthöhe zu verlieren.

Ist der Leim angezogen, bohrt Ihr nun vorsichtig von oben Löcher durch die Grundplatte in die Führungsleisten, senkt diese und verschraubt die Grundplatte mit den Leisten. Ich habe für meine 9mm Platte 4x16er Schrauben genutzt und mit 3,5mm vorgebohrt.

Verschrauben der Grundplatte mit den Führungsschienen

Der vordere Griff/Anschlag des Schiebeschlitten

Nun geht es an den vorderen “Griff” des Schiebeschlittens, der auch der Anschlag für eure Werkstücke ist. Ich habe dafür eine 18mm Multiplex Platte verwendet. An der oberen Kante habe ich eine Buchenholzleiste angebracht in der eine Führungsnut (T-Nut) eingelassen wird um die Seitenanschläge als auch den “Spritzschutz” aufzunehmen.

Vorderer Griff mit angeleimter Leiste

Es gibt zwei Möglichkeiten, eine T-Nut zu erhalten. Entweder kauft Ihr die passenden Alu-Profilschienen im Baumarkt, fräst eine normale Nut und lasst die entsprechend ein. Die andere Möglichkeit die Verwendung von T-Nut Fräsern. Ich persönlich war extrem skeptisch, ob die T-Nuten nicht irgendwann einmal ausleiern, habe es aber an diesem Projekt einmal ausprobiert. Ich habe den Schlitten nun schon gute 3 Monate in sehr regelmäßig in Verwendung und die Nuten schauen immer noch perfekt aus. Wenn Ihr also mehrere solcher Führungsnuten in verschiedenen Projekten braucht, ist die Investition in T-Nut Fräser sicher werthaltig. Dank dem Truppi bin ich mittlerweile ENT Fan geworden und kann die sehr empfehlen. Die sind aber auch von anderen Herstellern verfügbar.

Wie Ihr in obigen Bild seht, ist die Leiste zusätzlich verschraubt. Wichtig: Plant hier sehr sorgfältig die Position der Schraubenlöcher, so dass sich die Nut und die Schrauben nicht in die Quere kommen. Im schlimmsten Fall schrottet Ihr euren Fräser.

Planen der Nut-Tiefe und der Position der Schrauben

Sind die Schrauben gesetzt, könnt Ihr nun an den Frästisch gehen und die Nut einlassen. Habt Ihr noch keinen richtigen Frästisch? Nicht schlimm. Hier seht Ihr, wie Ihr euch mit einfachen Mitteln einen gut funktionierenden Frästisch bauen könnt.

Einlassen der Führungsnut

Montage des Griffs/ Anschlags an der Grundplatte

Lineal einlassen

Bevor der Anschlag montiert wird, wird noch eine 1,3 mm Nut in die Grundplatte eingelassen. In dieser wird dann ein Lineal eingeklebt. Die Dicke des Lineals ist 0,9mm. Ich habe die Nut 1,3mm weit eingelassen, damit definitiv kein Werkstück über das Lineal schrammt und die Beschriftung zerstört. Hier war ich ein wenig voreilig: Das Maßband ist eigentlich nur rechts des Sägeblattes notwendig. Ihr braucht also die Nut nicht (wie im folgenden Bild) komplett über die Platte zu ziehen. Zudem habe ich mir erst angeschaut, welche Fräser ich habe und dann das Lineal passend dazu gekauft (ist definitiv günstiger als andersherum 😉 ).

Nut für das Maßband

Montage

Nun wird der vordere Griff auf der Grundplatte montiert. Eingangs hatte ich erwähnt, dass es bei dem Schiebeschlitten darum geht, Werkstücke mit exakt 90° auf eurer Tischkreissäge zu beschneiden. Wenn Ihr nun den Griff (der eben auch Anschlag für das Werkstück ist) einfach auf die Grundplatte schraubt und leimt, sind exakte 90° eher ein Glücksfall, Ihr werdet wohl eher irgendwo zwischen 89° oder 91° landen. Daher wird der Griff nicht verleimt, sondern nur erstmal provisorisch verschraubt und später noch einmal genau eingestellt.

Montage des vorderen Griffs / Anschlags

Ich habe das (natürlich) im Eifer des Bauens komplett vergessen und den Griff schön verleimt und verschraubt. Manchmal hat man aber auch Glück. Beim anschließenden Nachmessen über die 5-Schnitt Methode kam bei mir eine minimal Abweichung heraus. ABER: Verlasst euch definitiv NICHT darauf Glück zu haben, neben den Führungsschienen ist die saubere Montage des Anschlags essentieller Punkt. Da ich hier gepatzt habe (und mir daher das Fotomaterial fehlt), möchte ich euch 2 Videos empfehlen, in denen das gut erklärt wird (Diese beiden Videos sind auch Vorlage für meinen Schiebeschlitten).

  • Der Truppe erklärt hier wunderbar, wie der Anschlag grundsätzlich eingestellt wird.
  • Der Truppe hat aber leider die 5-Schnitt-Methode nicht erklärt, was aber der “Lets Gyver” in seinem Video super erläutert (so um die 18te Minute).

Anschläge montieren

Nun geht es an die Montage der Anschläge und des Spritzschutzes. Die Anschläge sind nichts weiter als ein paar Holzstückchen die Ihr aus der Restekiste fischt, im rechten Winkel verleimt/verschraubt und mit einer Schraube nebst Flügelmutter auf die T-Nut setzt.

Die Seitenanschläge

Dem aufmerksamen Betrachter wird nun auffallen, dass sich hier ein Problem ergibt. Die Anschläge stehen nämlich immer ein kleiner Stückchen vom vorderen Griff/Anschlag ab. Bei dickeren Werkstücken mag das noch irgendwie OK sein, aber sobald die Werkstücke etwas dünner sind, stört das natürlich. Ich habe da auch ewig lang rumexperimentiert, bin aber mit dieser Methode nicht glücklich geworden. Die Lösung war dann letztendlich, in die vordere Seite des Anschlags eine weitere T-Nut einzulassen und die Seitenanschläge nicht von oben sondern von vorne zu fixieren.

Montage der Seitenanschläge von vorne

Übrigens hat mir mein Schwiegervater noch einen coolen kleinen Trick beigebracht: Wenn man grade keine 6-Kantschraube hat, nimmt man i.d.R. eine Mutter und klebt die auf eine Gewindestange. Anstatt die Mutter aufzukleben, kann man auch einfach mit einem Körner 2-3x genau zwischen die Mutter und das Gewinde schlagen. Danach sitzt die Mutter bomenfest auf dem Gewinde.

Befestigen einer Mutter auf dem Gewinde

Spritschutz montieren

Egal welche Absaugung man benutzt, es kommt einem immer wieder mal Holzspäne entgegen. Und egal wie man auf Arbeitssicherheit bedacht ist, es kommt der kleine schnelle Schnitt, wo man mal nicht die Brille aufzieht. Eine kleine Erleichterung ist ein Spritzschutz, der sich wunderbar auf dem Schiebeschlitten der Tischkreissäge montieren lässt. Wer das LetsGyver Video gesehen hat, hat schon die Möglichkeit der durchgehenden Plexiglasscheibe gesehen. Ich wollte aber etwas mehr Bewegungsfreiheit und habe mich für eine schräg gestellte Variante entschieden und diese auf die obere Führungsschiene montiert. Hier brauchts keine lange Anleitung, ein Bild sagt mehr als 1000 Worte. Einziger Hinweis: Ich habe bei den Schrauben (die in der Nut sitzen) deutlich Spiel gelassen. Hier ist ja nicht entscheidend, dass die Scheibe ganz exakt und bombenfest montiert ist, sondern dass sie sich schnell hin- und wieder wegmontieren lässt.

Montage des Spritzschutzes

Hinterer Griff

Letztendlich wird noch der hintere Griff/ die hintere Wand montiert. Hier ist nichts besonderes zu beachten. Letztendlich dient dieser nur der Stabilisierung der ganzen Konstruktion. Baut den so rechtwinklig wie möglich auf und gut ist.

Fazit

Ohne die ganzen hier beschriebenen “fails” benötigt Ihr rund 4 Stunden und vlt. 20€ für den Bau des Schiebeschlittens. Ich finde gut investierte Zeit und Geld, der Schlitten wird euch viele Jahre Freude machen und die Arbeit deutlich erleichtern. Lasst euren TKS Tisch ruhig noch mit etwas Silbergleit ein, dann rutscht der Schlitten noch mal richtig gut (so gut, dass man aufpassen muss, Ihn nicht hinten runter zu schiessen). Ich hoffe wie immer, der Artikel gefällt euch. Ich freue mich auf euer Feedback und eure Anmerkungen.

5 Gedanken zu „Schiebeschlitten für die Tischkreissäge“

  1. Hallo David,
    mich würde mal interressieren, wie zufrieden Du mit der Scheppach HS 105 bist.
    Ich möchte mir auch eibe TKS zulegen, habe aber nicht das Budget, für eine Bosch, Metabo oder Makita.
    LG
    Peter

    Antworten
    • Kann eigentlich nicht meckern. Ein Tischler würde wahrscheinlich komplett durchdrehen, aber alles in allem funktioniert die für mich seit 1 1/2 Jahren recht gut.

      Antworten
      • Hallo
        Für ein ganz normalen Hausgebrauch reicht so eine Säge vollkommen aus.
        Ein Tischler ,würde bestimmt nicht durchdrehen ,weil er als Tischler der sehr gute Arbeiten abliefern muss hat natürlich schon besseres Werkzeug
        Oder er hat dann keine Kundschaft mehr
        Dies ist jetzt aber kein meckern oder ne blöde anmache sorry
        Ich finde den Vergleich immer etwas lustig
        Und den Schlitten den sie gebaut haben ,ist auch sehr gut ,dafür fünf Daumen nach oben
        Weiterhin viel Spaß beim werkeln

        Antworten

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