Einer im Dorf hat seine ungefähr 100 Jahre alte Halle abgerissen. Irgendwann habe ich durch Zufall den Dachstuhl entdeckt und mir gedacht, dass sich aus so einem Holz sicherlich was tollen bauen liess. Problem nur, dass der Dachstuhl schon einige Monate draußen gelegen hat und komplett nass war. Hier musste ich also einen Unterstand zum trocken des Holzes bauen. Zudem wollte ich auch noch ein paar Kleinigkeiten wie Dachbox und Fahrräder in dem Unterstand unterbringen. Der Unterstand nutzt auf der einen Seite unser Gartenhaus als Stütze und sollte eine Gesamtgröße von 3.20m x 4,20m erhalten.
Die Planung
Ein paar kleine Probleme gibt es dabei: Der Unterstand soll keine Dauerlösung sein, dementsprechend wollte ich natürlich auch nicht unendlich viel Geld in die Hand nehmen um den zu bauen. Zudem passen in mein Auto passen nur 2,5m lange Balken. Also hat sich folgende Einkaufliste ergeben:
- 2x10er Pack Dachlatten 24x48mm mit einer Länge von 2m.
- 2x 10x10cm Balken erstimprägniert für den Außeneinsatz
- 2 Rollen Dachpappe 10qm²
- 4 Pfostenhalter zum einschlagen
Insgesamt bin ich auf eine Summe von ~90-100€ für das gesamte Material gekommen, dazu kommen noch Schrauben und Leim was zu Hause verfügbar war.
Ich hatte mir noch einen ganz grobe Skizze gefertigt, die ist jetzt hier noch mal in “etwas” schöner nachgemalt. Im Prinzip passierte der Bau aber aus dem Kopf. Wer sich mit den Begriffen “Sparren” und “Pfetten” auseinandersetzen will, dem empfehle ich diesen kurzen Artikel.
Grundgerüst
Als erstes habe ich eine Schnur gespannt die an beiden Seiten exakt 3m vom Gartenhaus entfernt war. Entlang dieser Schnur habe ich in 1m Abständen die Pfostenhalter eingeschlagen.
Mit einer Schnurwasserwaage wird die Schnur ins Wasser gebracht, so weiß man auch gleich, wie weit die Pfosten eingeschlagen werden müssen. Zum einschlagen wird einfach ein Stück Restholz in den Pfostenhalter gehalten und dann mit einem möglichst schweren Hammer drauf losgeprügelt ;-). Zwischendurch immer mal wieder prüfen, ob der Halter noch einigermaßen im Wasser ist und sich nicht verdreht.
Die Pfosten können erstmal lose eingestellt werden. Festgeschraubt werden Sie erst ganz am Ende. Ich habe hier eine Höhe von 1,30m gewählt. Nun wird quer eine Dachlatte als Fupfette auf die Pfosten geschraubt und mit einer Überblattung über die gesamte Strecke verlängert.
Die Überblattung habe ich geleimt und geschraubt. Wer ganz sicher gehen will (oder den Unterstand nicht an einem Tag fertig bauen kann) nimmt hier wasserfesten Leim. Ansonsten bleiben die Leimstellen aber alle im trockenen. Zusätzlich habe ich die Überblattung noch verschraubt (Mehr Details bei den Sparren).
Zu guter Letzt fehlt noch die Firstpfette. Diese wird in meinem Fall einfach quer am Gartenhaus auf einer Höhe von ~2m verschraubt. Somit ergibt sich ein ordentliches Gefälle und Schnee lässt sich einfach vom Dach runterkehren.
Die Sparren
Wie Anfangs gesagt, der Dachunterstand sollte größer werden, als ich an Dachlatten transportieren konnte. Also war ich gezwungen, 2 Latten zu einer zu verbinden. Ich wollte die Dachsparren im Abstand von 50cm setzen was 8 Sparren ergibt. Also wurden erst einmal 16 Latten auf 1,60m gekürzt.
Über eine Länge von 30cm habe ich dann eine Überblattung angebracht und diese verleimt, als auch verschraubt (vorbohren nicht vergessen, sonst reißt das Holz).
Um aber ganz sicher zu gehen, habe ich dann noch von den Reststücken ein Stück über die Überblattung aufgeleimt und wiederum zusätzlich verschraubt.
Nun werden in die Sparren noch kleine Ausschnitte eingebracht, damit diese schön glatt auf der First-, und Fußpfette aufliegen. Das geht relativ einfach, wenn man die Latten alle zusammenzwingt und das ganze am Stück mit der Japansäge und dem Stechbeitel ausarbeitet.
Ich war selber etwas skeptisch, aber tatsächlich liegen die Sparren schön grade auf und hängen über die Strecke von 3m überhaupt nicht durch (Mehr dazu unten).
Das Dach auflegen
Als Unterlage für die Teerpappe habe ich 15mm OSB Platten verwendet. Die Probleamtik bei meiner Kontruktion ist, dass ich von ganz unten nicht ganz oben hinkommen. Das bedeutet, es müssen die OSB Platten aufgelegt (und geschraubt) werden und anschliessen gleich eine Bahn Teerpappe aufgesetzt werden. So arbeitet man sich Stück für Stück vor.
Die Dachbahnen werden mit ca. 10cm überlappt. Dabei werden die weiter unten liegende Bahnen unter die jeweils darüber liegenden Bahnen geschoben. Befestigt wird das ganze mit normalen Dachpappnägeln. Den letzte Streifen Streifen habe ich reingestückelt und die Querverbindungen vorher mit einem Bunsenbrenner erwärmt und somit die Bahnen etwas verklebt. Die normalen Dachpapperollen aus dem Baumarkt sind dafür eigentlich nicht geeignet, aber bei so kurzen Stücken geht das schon. Der Zuschnitt gelingt besonders gut, wenn man sich einfach ein grades Stück Holz auf die Dachpappe zwingt und entlang diesem mit dem Teppichmesser entlangfährt.
Zu guter habe ich die Dachpappe rundherum in Form geschnitten. Kleine Verletzungen der Dachpappe können mit einem erwärmten Flicken schnell repariert werden (Im Bild oben links die zwei Zwingen kleben grade einen Flicken an).
Nicht zu vergessen: Am Ende werden noch die stehenden Balken an den Einschlaghülsen verschraubt.
Fazit und Erfahrungen
Natürlich sollte Ihr ohne einen erfahrenen Zimmerer (oder einen professionellen Plan) nicht selbstständig einen ganzen Dachstuhl bauen. Aber solch einen einfach Unterstand kann jeder mit einer Säge, Hammer und ein bisschen Talent an einem Tag selber bauen. sicher gewinnt man damit auch keinen Design-Preis. Aber temporäre Lösung über einige Monate um z.B. wie hier Holz zu trocken, ist das eine optimale Lösung.
Einige Monate steht dieser Unterstand nun schon und hat das Sturmtief Sabine (Februar 2020) ohne weitere Probleme überstanden. Auch 8cm nasser Schnee (mehr hatten wir noch nicht) war bisher kein Problem. Natürlich muss ich hervorherben, dass der Unterstand von 3 Seiten von Gebäuden umgeben und somit einigermaßen windgeschützt steht. Wer doch Bedenken hat, verwendet einfach dickere Sparren, oder zieht noch eine gestützte Mittelpfette ein, dann sollte das kein Problem sein.
Update: Sturmtief Sabine ist überstanden, der Unterstand hats auch schadlos überlebt.
1 Gedanke zu „Garage #0: Günstigen Unterstand bauen“