Nachdem wir uns im letzten Artikel um die Planung einer Gartenbewässerungsanlage gekümmert haben, wollen wir uns der konkreten Umsetzung widmen. Ich zeige hier wieder relativ viel am Beispiel von Gardena. Die haben ein wirklich komfortables System, auch die YouTube Videos helfen viel beim Verständnis. Vom Kostenpunkt her empfehle ich euch aber, höchstens die Vierecksprinkler und Verteilerboxen von Gardena zu kaufen, den Rest könnt Ihr deutlich günstiger bei PVC-Welt.de und bei anderen Herstellern bekommen. Schaut dazu auch noch mal in den ersten Teil, dort habe ich ein paar Kaufempfehlungen hinterlegt. Ihr müsst euch zwar ein wenig intensiver damit beschäftigen, und die Verschlüsse der Gardena Kupplungen sind etwas komfortabler als die Gewindeverschlüsse bei den normalen Kupplungen. Aber damit kommt man eigentlich klar. Macht euch also ein eigenes Bild über die Produkte die Ihr einsetzen wollt. Die Systeme (soweit ich sie kenne) sind alle untereinander kompatibel.
Auch wird man i.d.R. nicht alles gleich passend bestellen, rechnet also gut 3-5x Porto ein ;-). Außerdem solltet Ihr als erstes die Sprinkler und Verteilerboxen bestellen, dann wisst Ihr welche Anschlußsstücke diese benötigen. Ich werde im folgenden die mm Maßeinheiten verwenden, wie sie auch bei pvc-welt.de verwendet werden. Oft sind die Maße auch in Zoll angegeben, dass kann schon mal verwirrend werden, vor allem wenn manchmal die Innendurchmesser und manchmal die Außendurchmesser angegeben sind.
Setzen der Verteilerkästen
Bei der Verteilung empfehle ich euch mit 32mm Rohren bis zu den Verteilerboxen zu gehen, von dort aus geht es weiter mit 25mm zu den Sprinklern. Baut als erstes die Verteilerboxen zusammen und setzt diese an geeignete Stellen in eurem Garten. Grabt ca. 20cm tiefer als die Verteilerbox liegen sollte und füllt die nun fehlenden 20cm mit Rheinkies (oder irgendeinem anderen groben Kies den Ihr zur Verfügung habt) auf. Dies gewährleistet, dass Wasser was in die Verteilerbox eindringt durch das Loch im Boden der Box wieder auslaufen und unter der Box versickern kann.
Rohre legen
Nun geht es an das Verlegen der Rohre. Um die Rohre zuzuschneiden könnt Ihr eine normale (scharfe) Gartenschere verwenden. Es gibt zwar auch extra Rohrschneider für PE Rohre, die könnt Ihr euch aber auch schenken. Ich habe das meiste meiner Rohre noch vor dem ansähen des Rasen die Rohre vergraben. Es ist aber auch kein Problem, die Rohre in einem schon gut durchwachsenen (mind. 2 Jahre) Rasen einzubauen. Stecht mit einem flachen Spaten zwei Rillen in spatenbreite voneinander ein und nehmt dann ca. 20-30cm große Stücke heraus. Diese werden neben den entstandenen Graben gelegt und nach dem einlegen der Rohre genauso wieder eingepuzzelt wie sie entnommen wurden. Wenn Ihr diese Bahnen die nächsten 2 Wochen gut wässert, werdet Ihr wieder einen nahtlosen Rasen erhalten. Die Tiefe sollte etwas mehr als eine Spatentiefe betragen, so seid Ihr sicher die Rohre nicht irgendwann später mal versehentlich zu verletzen.
Achtet beim Ausheben der Gräben darauf, ein gleichmäßiges Gefälle einzubauen. DIes könnt Ihr am besten mit einer mind. 1m langen Wasserwaage kontrollieren. Schaut zu, dass die Luftblase immer zur Hälfte aus der Mitte ist. Seid hier besonders aufmerksam. Nichts ist ärgerlicher, als im Frühjahr alles wieder auszubuddeln, weil irgendwo das Rohr zugefroren und geplatzt ist. Legt dann in den Graben für die Zuleitung das Rohr sowie das Steuerungskabel ein und schneidet beides auf die passende Länge (plus 30cm) ab. An ein paar Sellen könnt Ihr das Rohr mit ein paar Dreckhügeln sichern.
Stopft nun etwas in die Enden der PE Rohre. Das verhindert, dass ihr ewig viel Dreck da reinbekommt, der am Ende das Ventil verstopft.
Entwässerung
Nun ist der richtige Moment gekommen, die tiefste Stelle des Rohres zu suchen. An dieser Stelle wird das Rohr durchgeschnitten (und die Rohrenden wieder verstopft). Schnappt euch nun ein T-Stück mit 2 PE-Anschlüßen und einem Innengewinde auf dass Ihr ein Entwässerungsventil aufschraubt. Im Falle eines 32mm Rohres, benötigt Ihr wahrscheinlich noch ein Reduzierstück zwischen dem Gewinde und dem Entwässerungsventil.
Schneidet euch ein Stück Unkrautflies runter und bindet dies mit einem Kabelbinder über das Ventil, somit verhindert Ihr, das dass verdreckt. Nun wird das T-Stück am Rohr angebracht. Das erfordert ggf. ein wenig Übung. Im folgenden Bild zeige ich euch, wie Ihr die 4 Einzelteile auf das PE-Rohr schiebt. Macht das möglichst knapp vorne am Rohr. Rutscht euch das weiße Teil zu weit nach hinten, ist das eine elende Bastelei, das Teil wieder vorzuschieben. Schiebt dann das Rohr vorsichtig in die Kupplung. Schlägt es einmal an, drückt noch ein wenig weiter, das Rohr rutscht noch 2 cm weiter (Das gilt auch bei den Gardena Kupplungen).
Dreht nun die Kupplung am Rohr handfest an. Wirklich nur handfest. Übertreibt Ihr es, ist die Dichtung hin. Das kann leider grade am Anfang relativ schnell passieren. Diese Dichtungsringe (O-Ringe) kosten im Baumarkt rund 2€ das Stück. Ich würde euch empfehlen, schon vorab die passenden Ringe im 10er Pack (oder mehr) via Amazon zu bestellen, dass Ihr ein paar auf Vorrat habt. Macht das ruhig ein paar Wochen vorher, die Dinger kommen aus China. Hier benötigt Ihr:
- 25mm Rohre: Aussendurchmesser: 30 mm; Innerer Durchmesser: 24-25 mm; Staerke: 3 mm
- 32mm Rohre: Aussendurchmesser: 38 mm; Innerer Durchmesser: 31-32 mm; Staerke: 3 mm
Nach den ersten paar malen habt Ihr den Dreh aber normalerweise raus.
Auch unter das Entwässerungsventil kommt eine gute Ladung Kies, um evtl. im Winter austretendem Wasser Platz zum gefrieren zu geben. Identisch verfahrt Ihr mit den Rohren die zu den Sprinklern führen. Der Anschluß der Sprinkler muss nicht extra erläutert werden. Auch hier achtet Ihr nur darauf, dass unter den Sprinklern ordentlich Kies eingebracht ist.
Verkabelung
Kommen wir zur Verkabelung der Ventile. Diese gestaltet sich denkbar einfach. Die Ventile werden über 24V Wechselstrom versorgt. Ihr nutzt eine Ader in eurem Steuerungskabel für die Masse und klemmt von jedem Ventil eine Ader mit der Masse zusammen. Im Falle der Gardena Box habt Ihr kleine Metallplatten dabei, die es euch ermöglichen die 4 rechten Kontakte zu einem Anschluß zu verbinden. Die anderen Anschlüße der Ventile verbindet Ihr mit je einer Ader im Kabel, welches Ihr dann zu eurer Steuerungseinheit führt. Auf dieser habt Ihr i.d.R. einen Anschluß für die Masse und je einem Anschluß pro Ventil. Grundsätzlich funktioniert dies bei allen Systemen identisch. Ich nutze hier die Einheit von https://opensprinkler.com, die ich ein Stromverteilerbox montiert habe. Solltet Ihr das ganze System draußem montieren müssen, gibt es diese Verteilboxen auch komplett wasserdicht.
Anschluß Perlschläuche
Ich habe für meine Bewässerung folgenden Plan: Große Flächen mit Regnern, Randbereiche mit Perschläuchen, Töpfe und ähnliches mit Micro-Drop Systemen versorgen. Letzteres habe ich noch nicht umgesetzt, da ist das gießen auch manuell in 5 Minuten erledigt. Was sich aber definitiv lohnt, ist ein Einsatz von Perlschläuchen. Ich habe mir das Set mit 75 Metern von cs-wss.com besorgt und damit meine Hecke als auch die Pflanzsteinwand versorgt. Die Perschläuche werden mit sehr niedrigen Wasserdruck gespeist, Ihr müsst also beim verlegen darauf achten, möglichst wenig Kurven zu legen und wenn geht bergab zu bewässern (den Anschluß am am höchsten Punkt). Die Perlschläuche haben einen normalen Wasserkupplungsanschluß, d.h. Ihr müsst euch Gedanken machen, wie Ihr von eurem 25mm PE Anschluß auf den Wasserkupplungsanschluß kommt. Im Falle der Hecke habe ich erst ein PE Rohr bis zum höchsten Punkt der Hecke (Hanggrundstück) gelegt und dort einen Adapter auf Gewinde montiert, auf den ich einen normalen Wasseranschluß für Schlauchkupplungen aufschrauben konnte. Im Falle der Pflanzsteinmmauer habe ich direkt einen Schlauch an die Ventilbox angeschlossen. Zu diesem Zweck habe ich eine Reduziermuffe auf den Verteilerkasten montiert, darauf ein Winkel-Schlauchadapterstück, auf dass dann der Schlauch kam.
Wie man sieht, habe ich nicht direkt den Perlschlauch angeschlossen, schliesslich muss ja erst einmal ein Filter und ein Druckminderer vorgeschaltet werden, der irgendwo schön versteckt werden soll (aber zur Filterreinigung auch noch zugänglich bleiben muss).
Nun kann eigentlich der Perschlauch mit einer normalen Wasserkupplung an den Filter angeschlossen werden. Da ich die Pflanzsteinmauer damit versorgen wollte, bin ich mit einem normalen Wasserschlauch die Mauer heruntergegangen und habe in jeder Reihe mit einem T-Stück abgezweigt.
Der Perlschlauch wird mit Kunststoffhaken in der Erde fixiert. Im Idealfall bedeckt Ihr den Schlauch mit Stoh oder Rindenmulch um die Wasserverdunstung möglichst zu reduzieren.
Bewässerung
Grundsätzlich müsst Ihr das für euren Garten selbst herausfinden. Ich lass die Sprinkler morgens um 4 loslaufen. Jeder Regner läuft 15 Minuten. Da alle in Reihe geschaltet sind, läuft das System insgesamt 1 1/2 Stunden. Danach lassen ich den Perschlauch 20 Minuten laufen. Grundsätzlich habe ich zwar eine 6 bar Pumpe mit Zisterne zur Verfügung, allerdings muss bei Trockenheit auch die Nachbefüllung der Zisterne aus dem Hauswasser nachkommen. Wenn ich merke dass irgendwas zu trocken wird, lass ich manuell das Sytem zusätzlich laufen.
Winterfest machen
Besorgt euch auf jeden Fall einen günstigen 50€ Kompressor und sucht euch eine zentrale Stelle in eurer Gartenbewässerungsanlage. Bei mir ist das ein Kugelkopfhahn der im Haus zentral die Entwässerung der Gartenrohre zulässt. Auf diesen habe ich ein Druckluftanschluß montiert.
Ich öffne also einen Wasserhahn im Garten (damit Luft reinkommt) und dann den Kugelhahn und lasse erstmal rauslaufen was geht. Dann schließe ich den Kompressor an und laß den laufen. Nach und nach werden nun bei laufendem Kompressor einzelnd alle Wasserentnahmestelle und Ventile manuell geöffnet, so dass der gesamte Luftdruck immer auf einer Leitung liegt. Ihr seht dann schön wie viel Wasser da noch rauskommt.
Die Anlage hat nun 2 Winter hinter sich. Einer davon war eher streng mit Temperaturen unter -20° über 2 Wochen. Ich habe alle Ventile immer eingebaut gelassen und bisher keinerlei Probleme.
Schlußwort
Ich hoffe mit diesen beiden Artikeln konnte ich euch die Montage einer solchen Anlage schmackhaft machen. Ich will definitiv nicht mehr ohne, geschätzt spare ich an jedem heißen Sommertag mindestens eine halbe Stunde Zeit für die Bewässerung ein. Alles ist noch noch nicht perfekt angeschlossen, das wird nun von Jahr zu Jahr immer weiter optimiert. Ich wünsche euch viel Spaß mit eurer Anlage und freue mich über Kommentare.
Danke für diese tolle und wertvolle Informationen!
LG Équipe
Hallo,
welchen Kompressor kannst Du denn empfehlen?
Der Druck sollte wohl nicht höher als 1-1,5 BAR sein.
Ich habe bislang nichts gefunden, dass direkt passen würde und 50 Euro kostet 🙂
Über einen Tipp wäre ich sehr dankbar!
Gruß
Sebastian
Hi,
wenn du nach “Kofferkompressor 8 bar” suchst findest du welche. Ein Beispiel hier.
Du kansnt schon mehr Druck als 2 bar geben, wenn du min. 1 Ventil vorher aufmachst. Eins noch: Wenn du so nen kleinen Koffer Kompressor nimmst, lass den nicht zu lange laufen, die überhitzen gerne mal.